Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

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updated 9:58 AM UTC, Apr 24, 2024

Treffen der neuen Minister

  • Datum:  - 
  • Ort: Italien, Frascati, Via Cardinal Massaia, 26

Die Gestalt und die Rolle der Provinzialminister (Italienisch)

Br. Štefan Kožuh, Generalvikar

Im ersten Augenblick, als ich zum Provinzialminister gewählt wurde, - nach dem: „Ich nehme die Wahl an" - habe ich mein festes Vorhaben erneuert: „Ich setze mein Vertrauen auf den Herrn!" Am Anfang meines Dienstes an den Brüdern spürte ich, dass ich auch sagen muss: „Ich setze mein Vertrauen auf meine Mitbrüder!" Der Minister soll vor allem ein Mann des Glaubens an Gott sein, und nicht weniger ein Mann des Vertrauens auf seine Brüder.

Wenn einer als Neuling ein neues Arbeitsfeld betritt, dann sucht er meistens mit Enthusiasmus und Zuversicht, vielleicht auch mit einigen Illusionen vieles zu ändern, zu beseitigen ..., was man von mir erwartet hat. „Mit mir wird sich alles ändern!" Als Minister muss ich ein Mann der Unterscheidung sein; es gilt in der Kontinuität kreativ Neues zu entdecken. Wenn ich das nicht bin, dann kommt es früher oder später so heraus, dass ich mit dem Kopf gegen die Wand renne. Es ist leicht in die „Versuchung" des Johannes des Täufers zu fallen, dem es in einem bestimmten Augenblick bewusst wurde: "Dieses Kriegsschwert drückt mich allzu sehr. Ich habe Todesschläge auf zerwurmte Bäume geschlagen, doch die Schläge haben auch mich getroffen und während dieser Schläge ging mein Atem heftig auf und ab. Die Leute glauben, dass ich ein Fels sei; aber ich bin nur ein geknicktes Rohr."

Ein Minister und Kapuziner muss sich immer fragen: „Wozu dient die Axt? Lass den Wald stehen, der ohne Blumen und ohne Vogelgesang dahinlebt. Wenn wir jede Pflanze entfernen, die krank ist, wird sich dann nicht der ganze Wald in einen Friedhof verwandeln? Wenn wir aber die angeschlagenen Pflanzen mit dem Öl der Zärtlichkeit behandeln, dann werden sie im nächsten Frühjahr aufblühen, die Ähren werden heranreifen und die Weintrauben werden an der Sonne glänzen."

Es ist deshalb folgerichtig, dass du Tag für Tag dich darum mühst, vom Alten Testament zum Neuen hinüberzuwechseln, vom Sinai zum Berg der Seligpreisungen, vom Gesetz zur ungeschuldeten Gnade, vom Müssen zum Wollen, vom Verwalten zum Animieren. Für diesen Übergang führt der Weg durch das Tal der Realität des konkreten Lebens und des Einsatzes an jedem einzelnen Tag.

In den ersten Monaten des seelsorglichen Dienstes von Papst Franziskus wollen wir sein Beispiel und seine Belehrung aus der Nähe begleiten. Bei der Messe anlässlich seiner Amtseinsetzung sprach er zu uns von den beiden unzertrennbaren Teilen des Dienstes eines Ministers: "Mit Zärtlichkeit bewahren". Unschwer erkennen wir in diesem zweigliedrigen Ausdruck den väterlichen und mütterlichen Aspekt unseres Daseins für die Brüder.

Bevor ich mich einigen Aspekten eures Dienstes zuwende - man muss diese mit Zärtlichkeit aufbewahren - möchte ich, dass ein jeder von uns sich in Erinnerung ruft, dass er ein Erwählter ist, das heisst, er wurde gerufen diesen Dienst zu versehen. Von der offensichtlichen Realität, dass der „Herr mir Brüder gegeben hat", können wir auch ableiten, dass es ein und derselbe Herr war, der mir durch die Brüder diesen Auftrag gegeben hat, dass ich mit Zärtlichkeit die Brüder begleite, damit sie „die Regel und das Leben der Minderen Brüder, d.h. das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus, beobachten durch ein Leben in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit." Eine komplexe und anforderungsreiche Aufgabe!

Das Wissen darum, dass die Brüder mich als Begleiter und Animatoren auf dem Weg der Gemeinschaft gewollt und gewählt haben,bildet einen starken Antrieb für unser Sein und Handeln. Das Vertrauen wird nicht enttäuscht werden und auch die werden nicht enttäuscht, die sich ihm anvertraut haben. Aus dieser Gewissheit erwachsen Dankbarkeit und der Wunsch, grossherzig dem Vertrauen zu entsprechen.

Die beste Art, dem Vertrauen gerecht zu werden, ist es, wenn wir die Hinweise der Konstitutionen Fleisch werden lassen: „Die Minister, die dem Herrn Rechenschaft über die ihnen anvertrauten Brüder ablegen müssen, sollen in Liebe ihren Fraternität vorstehen und sich verstehen, als solche die man nachahmen soll" (Satz 157,1). Diese Hinweise beruhen auf den Aussagen des Apostels Petrus: „Weidet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist. Geht nicht gewaltsam mit ihr um, sondern bereitwillig wie es Gott entspricht. Führt euch nicht als Herren über die euch Anvertrauten auf, sondern macht euch zu Modellen eurer Herden!" (1 Petr 5,1-3).

Entnommen aus dem Bericht für das Treffen der neuen Minister, Frascati 2013

Letzte Änderung am Mittwoch, 24 Juni 2015 16:41
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