Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum IT

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updated 9:26 AM UTC, Mar 19, 2024

Die Geschichte der Kapuziner

Die Ursprünge

Der Orden wurde um 1525 gegründet, als der Observantenbruder Matteo da Bascio - in der Region der Marken (Italien) zum Priester geweiht - zur Überzeugung kam, dass der Lebensstil, den die Franziskaner seiner Zeit pflegten, nicht mehr der war, den Franziskus sich vorgenommen hatte. Er wollte zum ursprünglichen Lebensstil in Busse und Einsamkeit, wie ihn der Gründer seines Ordens gelebt hatte, zurückkehren.

Die damaligen Oberen versuchten, diese neuen Weg zu verhindern. Br. Matteo und seine ersten Gefährten wurden gezwungen, sich vor der Autorität der Kirche zu verstecken. Diese wollten sie verhaften, weil sie ihre Verpflichtungen als Ordensleute nicht erfüllten. Es waren im Übrigen damals die Jahre der lutherischen Reformation; das auch ein Grund, weshalb Erneuerungsbewegungen bei den Oberen der Ordensleute nicht gut angesehen waren. Matteo und seine Freunde fanden Zuflucht bei den Camaldulensern; als Zeichen der Dankbarkeit übernahmen die Kapuziner nach und nach die von diesem Orden getragene Kapuze. Sie war das Markenzeichen der Eremiten in den Marken. Dazu trat dann die Gewohnheit, einen Bart zu tragen. Der volkstümliche Name ihrer Bewegung leitet sich von dieser Besonderheit des Habits ab.

Im Jahr 1528 erhielt Matteo durch Vermittlung von Caterina Cybo, der Herzogin von Camerino, durch die Bulle Religionis zelus die Approbation durch Papst Klemens VII.. Es wurde ihm erlaubt, wie ein Eremit zu leben, sich überall frei zu bewegen und den Armen zu predigen. Diese Erlaubnisse galten nicht nur ihm persönlich, sondern allen, die sich ihm anschlossen, um die höchstmögliche wörtliche Observanz der Regel des hl. Franziskus zu befolgen. Bald schlossen sich Matteo und seiner ursprünglichen Gruppe andere an; anfänglich wurden sie Mindere Brüder vom Eremitischen Leben genannt. Wegen der Gegnerschaft der Observanten nahmen sie die rechtliche Form einer Kongregation an: die Minderen Brüder Eremiten, Zweig der Franziskaner-Konventualen, wobei sie allerdings über einen eigenen Vikar verfügten.

Ein schwieriger Augenblick stellte sich ein, als im Jahr 1542 der Generalvikar des Ordens, Bernardino Ochino, zur protestantischen Reform überging.

Im Jahr 1574 gab Papst Gregor XIII. dem Orden die Erlaubnis, „sich in Frankreich und in allen anderen Ländern der Welt niederlassen zu dürfen und Häuser, Niederlassungen, Kustodien und Provinzen zu errichten“. Es ging faktisch um die Autorisierung der Ausbreitung des Ordens über Italien hinaus. Im 16. Jahrhundert zählten die Kapuziner zirka 14.000 Brüder und 1000 Klöster. Die Zahlen wuchsen zwischen 1600 und der Mitte des 18. Jahrhunderts auf 34.000 Brüder und 1700 Klöster. Übrigens waren diese Jahre auch dadurch gekennzeichnet, dass der Orden einige seiner charakteristischen Merkmale des Anfangs änderte, verbesserte und perfektionierte. Die Kapuziner blieben dem Gelübde der radikalen Armut treu, erwiesen sich als ausgezeichnete Prediger und im Gegensatz zu den anfänglichen Beziehungen zum Zweig der Konventualen näherten sie sich allmählich einer „Konventualisierung“ ihrer Lebensweise an. Dieser Prozess wurde auch vom Heiligen Stuhl gefördert, der die Orden in diesen Jahren dazu drängte, kleinere und zu kleine Klöster aufzuheben; er war der Überzeugung, wenn er grössere Niederlassungen förderte, dann liessen sich diese besser kontrollieren. Die anfänglich kleinen Büchergestelle entwickelten sich zu eigentlichen Bibliotheken, wie sie nötig waren, um den Predigern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Um die Rolle des Ordens zu dieser Zeit zu verstehen, muss man nur an Alessandro Manzoni denken, der ausgerechnet einen Kapuziner, Br. Cristoforo von Forlì auswählte, um ihn in seinem Werk Promessi Sposi Don Rodrigo entgegenzustellen.

Die Kapuziner haben sich dann auch sehr aktiv in den Missionen eingesetzt, wie es Pellegrino von Forlì berichtet. Die indische Erzdiözese Agra wurde den Mitbrüdern des Ordens von 1703 an anvertraut.

Von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis heute

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bis zu dessen Ende lebte der Orden in einer Zeit der Krise. Man muss nur daran denken, dass der Orden zwischen 1787 und 1847 kein Generalkapitel abhalten konnte; Generalkapitel meint die Versammlung aller Verantwortlichen der Provinzen, in die der Orden aufgeteilt ist. Die Schwierigkeiten, dieses abzuhalten, kamen aus politisch-sozialen Motiven, weniger aus religiösen. Die französische Revolution und vergleichbare Ereignisse in anderen europäischen Staaten führten zur Aufhebung von Klöstern und sogar zu der ganzer Provinzen. Das lässt sich auch sagen von Italien am Ende des 18. Jahrhunderts. Das Gesetz delle Guarentigie beraubte die Orden vieler Güter, auch seiner Klöster. In dieser Situation entwickelte sich eine bewusste Missionsarbeit, vor allem in Nord- und Südamerika, wo der Orden mit grosser Geschwindigkeit heranwuchs.

Trotz der Schwierigkeiten am Anfang des 19. Jahrhunderts erreichte der Kapuzinerorden etwa 9.500 Mitglieder und wohnte in 600 Häusern. Das Generalkapitel von 1884 approbierte die neuen Konstitutionen (die alten stammten aus dem Jahr 1643) und beschloss, möglichst viele Klöster, die im vorausgehenden Jahrhundert verloren gegangen waren, wieder zu erwerben. Das 20. Jahrhundert war für die Kapuziner wie für fast alle anderen Ordensgemeinschaften gekennzeichnet durch die Rückkehr zu den Ursprüngen und durch die Öffnung zu den Neuigkeiten der zeitgenössischen Welt. Man braucht nur an das 2. Vatikanische Konzil zu denken und an die Einladung, die an alle religiösen Gemeinschaften erging, die Ursprünge des eigenen Charismas neu zu entdecken. Die Kapuziner kamen auch nicht um die Krise der Berufungen herum, die in den 60er bis 80er Jahren die katholische Kirche in Europa und in Nordamerika beschäftigt hat. Gleichwohl blieb der Kapuzinerorden eine der grössten und weitverbreitesten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche.

Die Spiritualität

Seit den Anfängen ihres Ordens haben die Kapuziner einen besonderen Akzent auf das Gebet und auf die Sorge für die Armen und Kranken gesetzt. Der Orden nahm rasch zu an Zahl und Popularität; denn er lebte aus der Tendenz, das Leben Jesu, wie es in den Evangelien beschrieben ist, nachzuahmen. Die verschiedenen Herangehensweisen waren oft komplementär zu den Missionen in ländlichen Gebieten, die durch die pfarreilichen Strukturen nur schwach bedient waren; sie kamen oft für die Bedürfnisse der Gläubigen auf, da es an einem für seine Aufgaben gut vorbereiteten Klerus mangelte. Charakteristisch für sie ist ihre Nähe zu den Unterschichten in den Städten und auf dem Land; sie benutzten einen einfachen homiletischen Stil, der vom Alltag geprägt war.

Letzte Änderung am Dienstag, 14 Juli 2020 14:57