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Interview mit Br. John Corriveau OFMCap

John Corriveau - Kapuziner, Generalminister von 1994-2006, seit 2008 Bischof der Diözese Nelson in Kanada

Was waren die Gnadengaben, welche ihm Gott für seinen Dienst als Generalminister geschenkt hat, was waren die Herausforderungen? Wie hat sich während dieser Periode das franziskanische Charisma des Ordens entwickelt und wie hat der Generalminister es während dieser Zeit erlebt? Auf diese Fragen hat Br. John während eines Interviews an der Generalkurie der Kapuziner im Januar 2017 geantwortet.

Wir sind ein Orden von Brüdern - sagt Br. John - und unsere Inkarnation in die Theologie der Communio verwirklicht sich im brüderlichen Leben. Heute sind wir eine weltweite Brüdergemeinschaft; das ist eine grosse Wohltat. Es gibt noch eine andere grosse Wohltat. Die materielle reichen Kirchen sind abhängig von den armen Kirchen. Für franziskanische Menschen ist es sehr gut, von armen Brüdern abzuhängen. (…) Das grösste Privileg in meinem Leben war es, als Generalminister den Brüdern zu dienen. Der Generalminister ist nicht der, der befiehlt, sondern er ist der Nachfolger des Franziskus. Franziskus war nie einer, der die anderen kommandierte. Er war einer, der die Leute aufrief, das Evangelium zu leben. (…) In diesen Jahren habe ich eine grosse Entwicklung des Charismas erlebt. Zum Beispiel… nichts geschieht in nur einem Jahr. Es begann mit dem Jahr 1982, mit den neuen Konstitutionen. In dieser Periode haben wir uns bemüht, uns die Ekklesiologie des 2.Vatikanischen Konzils anzueignen und die Identität der Kirche in unserem Orden zu entdecken, im Licht der Einheit (…) Als Orden haben wir die Ideen von Johannes-Paul II. vorweggenommen. Im Jahr 2000 schreibt der Papst in Novo Millenio Ineunte in Nr. 43, dass wir die Spiritualität der Communio fördern müssen. Ohne die Spiritualität der Communio wäre die Struktur der Communio eine Maske, nicht eine lebendige und wirkliche Realität. (…) Ich denke, dass das ein wirklich authentisches Zeichen des Heiligen Geistes ist, der in uns wirkt und uns dazu ruft, die zu sein, die wir sein müssen. Und das hat zu vielen eindrücklichen, praktischen Erfahrungen in unserem brüderlichen Leben und auch in der Art unseres Wirkens in der Welt geführt. (…) Ich denke, dass wir Kapuziner unser Charisma für die Welt wieder entdecken können, wenn wir es leben. Der heilige Franziskus hat nicht mit einem Konzept begonnen. Franziskus hat mit seiner Beziehung zu Gott einen Anfang gesetzt. Seine Beziehung zu Jesus, seine Beziehung zum Vater. Das hat ihn dazu geführt, das Leben in einer Gemeinschaft mit Brüdern zu führen. Das Leben in der Gemeinschaft der Brüdern war für ihn immer ein schrittweises Sich-Einlassen. Das gilt auch für uns. Wir tun das Tag für Tag, daran halten wir uns auch im Umgang mit den Menschen. Wir entwickeln unser Charisma nicht für die Menschen. Wir entwickeln unser Charisma, indem wir es unter uns und mit den Menschen und der Welt leben. Gemeinschaft ist nicht ein Konzept. Es ist eine Realität, die lebt (…) Wir sind keine Gemeinschaften, die isoliert leben. Wir gehören zu einer weltweiten Gemeinschaft von Brüdern. (…) Keine Kultur hat die absolute Antwort. Die Antwort finden wir, wenn wir auf den anderen hören. Auf diese Weise wird unser Charisma auch in der Zukunft sich entwickeln und in der Welt zur Blüte kommen. Wir entfalten unser Charisma nicht für die Menschen. Deshalb ist das nicht unsere Arbeit, es ist die Arbeit des heiligen Geistes, der in uns wirkt, der das Leben Jesu Christi in der Vision von Franziskus bewirkt hat. Ich glaube, dass das auch geschieht. Ich glaube, dass das weiter so blieben wird, denn es liegt ausserhalb unserer Zuständigkeit, es ist das Wirken des heiligen Geistes in uns. (…) Ich lebe heute meine Berufung als Bischof indem ich bin, was ich bin. (…) Ich versuche meiner Berufung treu zu bleiben und weiterhin ein Bruder zu sein. Ich glaube, dass das meine Aufgabe ist: mich als Bruder in die Versammlung der Bischöfe einzubringen. Das ist meine Berufung, in verschiedener Weise Bruder zu sein. (…) Und schliesslich … dabei bleiben, Gemeinschaft zu leben in der Welt. Wenn wir die Dynamik der Beziehung unter uns leben; die Dreifaltigkeit ist ein Geheimnis der Göttlichen Beziehung und ruft uns zu einer immer tieferen Beziehung zwischen uns. Je mehr wir in Beziehung treten zu uns und zur Welt um uns, desto tiefer dringen wir ein in das Geheimnis Gottes. So wollen wir weiter daran arbeiten, diese Gabe zu entwickeln, damit unser Orden zu einer Gemeinschaft wird, die in dieser Welt nach dem Evangelium lebt.

Letzte Änderung am Donnerstag, 23 Februar 2017 02:07
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